10 Cloverfield Lane

Originaltitel: 10 Cloverfield Lane
Jahr: 2016
Regisseur: Dan Trachtenberg

Cloverfield-Lane

Das von J.J. Abrams produzierte Geheimhaltungsprojekt „Cloverfield“ wurde 2008 ein Überraschungserfolg. Casting, Drehbuch und alle anderen Informationen über „Cloverfield“ wurden streng geheim gehalten. Im ersten Teaser war lediglich das Datum „18. Januar 2008“ zu sehen, was sich schlussendlich als Datum der Premiere herausstellte. Endprodukt war ein Found-Footage Film über ein Monster das New York angreift. Von der sehr gewöhnungsbedürftigen Wackelkamera und den schlechten Schauspielern abgesehen, war es ein äußerst kurzweiliger und gut gemachter Monsterfilm. Bis zum Januar 2016 herrschte Funkstille um das Cloverfield-Universum, bis plötzlich wie aus dem Nichts und erst 2 Monate vor der Veröffentlichung ein Trailer zu dem Film „10 Cloverfield Lane“ vorgeführt wurde. Sofort kam natürlich die Frage auf, ob es sich hierbei um eine „Cloverfield“ Fortsetzung handelt.

Produzent J.J. Abrams und Regisseur Dan Trachtenberg bezeichnen „10 Cloverfield Lane“ nicht als Fortsetzung sondern eher als „Blutsverwandten“ und „geistigen Nachfolger“ von „Cloverfield“. Es ist also ein komplett eigenständiger Film, der zwar teilweise kleine (wirklich ganz ganz kleine) Bezüge zu „Cloverfield“ aufweist, aber problemlos ohne jegliches Wissen über den Vorgänger funktioniert. Wer also eine direkte Fortsetzung erwartet, wird enttäuscht den Kinosaal verlassen. Denn „10 Cloverfield Lane“ geht einen komplett anderen Weg und hat auch einen anderen Stil. Die Found-Footage-Wackelkamera wurde erfreulicherweise über Bord geworfen. Es geht um ein intelligentes Kammerspiel zwischen 3 Protagonisten, verpackt in einem nervenaufreibenden Psychothriller der alten Schule.

Michelle (Mary Elizabeth Winstead) erwacht im Bunker von Howard (John Goodman). Howard  behauptet, dass er sie gerettet hat, die Umgebung angegriffen wird und es draußen nicht mehr sicher ist. Jedes weitere Wort über die Handlung wäre zu viel und würde euch den Film kaputt machen.

„10 Cloverfield Lane“ spielt gekonnt mit dem Zuschauer und man muss sich permanent fragen, ob alles so ist wie es scheint. Stimmt die Geschichte von Howard, ist er ein Serienkiller oder einfach nur ein Psychopath? Was erwartet uns ausserhalb des Bunkers? Ist alles nur erfunden oder fand tatsächlich ein Angriff statt? Durch diese Undurchschaubarkeit ist man ständig mit den Figuren am Rätseln was eigentlich genau abgeht und man ist gezwungen immer wieder seine Meinung zu überdenken. Der Handlungsablauf ist zu keiner Zeit vorhersehbar. Wie auch schon in „Cloverfield“ vertraut man wieder auf einen jungen Regie-Debütanten. Die Rechnung geht voll auf, denn Dan Trachtenberg versteht es mit einfachen Mitteln, eine beunruhigende und spannende Atmosphäre aufzubauen. Perfekt abgestimmt sind vor allem die Musik und das Sounddesign. Alleine durch krachende Sounds musste ich ein paar Mal leicht zusammen zucken. Ich kann mich echt nicht erinnern, wann mir das zum letzten Mal passiert ist.

Erheblichen Anteil, dass der Film so gut funktioniert und permanent spannend bleibt, hat das sensationell aufspielende Dreiergespann bestehend aus Mary Elizabeth Winstead, John Goodman und John Gallagher Jr. Mary Elizabeth Winstead spielt die Gefangene Michelle, überzeugt vor allem mit einem brillanten Gestik und Mimikspiel und gibt die bisher beste Performance ihrer Karriere ab. Schön anzusehen war auch die Tatsache, dass sie einen intelligenten Charakter spielt und dem Zuschauer meistens einen Schritt voraus war. Eigentlich könnte Michelle sogar Macgyver in Rente schicken, wenn er nicht schon in Rente wäre. Aufmerksame Zuschauer werden ausserdem eine kleine, aber sehr feine Referenz zu Stirb Langsam finden. 🙂 John Goodman scheint in Howard seine Paraderolle gefunden zu haben. Selten war er so furchteinflößend und unberechenbar, da er ständig zwischen Gut und Böse pendelt. John Gallagher Jr. spielt die dritte Person im Bunker und so richtig trauen kann man ihm auch nie. Ein weiterer sehr bekannter Schauspieler hat übrigens noch einen Gastauftritt, was mir nur dank den End Credits aufgefallen ist. Das Ende wirkt dann leider etwas zu aufgesetzt und wie ein Fremdköper. Irgendwie macht es den Anschein, dass das Ende umgeschrieben wurde, um noch einen Bezug zum „geistigen Vorgänger“ zu erzeugen.

„10 Cloverfield Lane“ ist trotz schwachem Ende, ein sehenswerter und hochspannender Psychothriller, was heutzutage nur noch selten produziert wird. Für Genre-Fans sicher Pflichtprogramm.

7/10

Weitere Meinungen zum Film:

5 Gedanken zu „10 Cloverfield Lane“

  1. Da kamen wir wohl zum gleichen Fazit: 7/10 Punkte, Abzüge für das Ende, das dem Film einfach überhaupt nicht würdig ist, und nur auf die Fortsetzung der Reihe abzielt… Wäre dieser Punkt nicht, hätte er sicher weiter oben in der Skala mitgespielt 😉

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    1. WORD! 🙂 Mit einem besseren Ende wäre der Film Weltklasse gewesen. Das Original-Ende hätte mir auf jeden Fall besser gefallen:
      „In the original script, Michelle escapes the shelter and is chased through the farmhouse by Howard, who still wants to „protect“ her. She blinds him with bathroom cleaner, he tells her about his tragic life (dead wife, missing daughter, treacherous Nate, etc.), and then she shoots him in the kneecap and runs away. He ends the movie alive, entreating Michelle to „be careful.“ Later, after traveling down empty roads and finding no one around to help her, she crests a hill and sees the Chicago skyline, smoldering and destroyed. No explanation is given. We don’t even know what she will do next; only that she now knows that Howard, for all his oddity, was correct. The final line in the script is, „She slowly pulls down the mask on the hazmat suit before taking a breath.“

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