Originaltitel: Carol
Jahr: 2015
Regisseur: Todd Haynes
Carol basiert auf dem Roman „Salz und sein Preis“ von Autorin Patricia Highsmith. Das Buch gehört bis heute zu den einflussreichsten Werken der lesbischen Literatur. Aus Angst um ihre Karriere veröffentlichte die Autorin das Buch 1952 unter dem Pseudonym Claire Morgan. Erst im Jahre 1990 bekannte sie sich zu ihrem Werk. Sie erzählt darin offen von der Liebe zwischen zwei Frauen, die in Amerika der 50er Jahre gesellschaftlich verstoßen wurden.
„I don’t know what I want. How could I know what I want if I say yes to everything?“
Regisseur Todd Haynes erweckt mit viel Liebe zum Detail die 50er Jahre wieder zum Leben. So sind es vor allem die Ausstattung und die Kostüme, die einem in der längst vergangenen Eleganz und Atmosphäre der 50er schwelgen und träumen lassen. Wäre da nicht das große Aber. Denn ohne irgendwelche Überraschungen und ohne Spannung plätschert Carol vor sich hin und verweilt von Minute zu Minute immer mehr zu einer langweiligen Liebesgeschichte ohne Schwung und Drive. Die grössten Probleme hatte ich mit dem Charakter der Hauptfigur Carol Aird, gespielt von Cate Blanchett. Die schauspielerischen Leistungen von Cate Blanchett in allen Ehren, aber die Figur war mir viel zu kalt, fremd, unnahbar, unauthentisch und vor allem viel zu unsympathisch. Ich konnte deshalb zu keiner Zeit eine Beziehung zu der Hauptfigur aufbauen und Ihre Konflikte lösten keine Emotionen bei mir aus. Dazu kommt dann noch ein langsames und zähes Erzähltempo. Man wartet immer umsonst, dass einem die Geschichte jetzt dann doch noch irgendwie fesselt oder berührt. Zum Glück gab es da noch Rooney Mara, die mir den Film gerade noch gerettet hat. Sie gibt eine aussergewöhnliche Performance ab und bewahrte mich davor komplett das Interesse zu verlieren.
Carol ist zwar optisch und handwerklich brillant umgesetzt, lässt den Zuschauer aber mit einer großen Leere zurück.
5/10
Ich kann die Lobenshymen der Kritiker nicht ganz nachvollziehen. Geht es nur mir so oder gibt es jemand der den Film auch nicht so gut fand?
„Geht es nur mir so?“
Das will ich doch hoffen.
Die Hauptfigur in Carol ist Therese. Carol Aird soll eine unnahbare Figur sein, sie ist das genau das, was die Gesellschaft zulässt und auch zum Teil von ihr erwartet. Die Liebesbeziehung gehört den beiden Figuren, nicht dem Zuschauer, der ist hier nur der Voyeur.
Ich kann mich immer noch nicht entscheiden, was schöner ist, die eingefangenen Bilder von Todd Haynes oder Rooney Mara in ihrem Schauspiel. Eine extrem gefühlvolle, nuancierte Darstellung einer Beziehung, unterlegt von Carter Burwells exzellenten Score.
Sonst gibt es noch die sehr gute Kritik von Lucas Barwenczik zu Carol: http://www.longtake.de/2015/12/12/carol-2015-appell-fuer-die-liebe-ohne-namen/
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„Ich kann mich immer noch nicht entscheiden, was schöner ist, die eingefangenen Bilder von Todd Haynes oder Rooney Mara in ihrem Schauspiel.“ Die eingefangen Bilder und die Darstellung von Rooney Mara war wirklich Klasse. Damit bin ich einverstanden. Ansonsten konnte mich der Film leider viel zu wenig ansprechen und war mir einfach zu langweilig..
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Ich habe den Film nicht gesehen, kann aber deine Ausführung nachvollziehen. In anderen Filmen ging es mir nämlich auch schon mal so 😉
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